DER WISSENSCHAFTLER (Originaltitel: The Researcher)
THE RESEARCHER - English page
IL RICERCATORE - Pagina in italiano



71 Minuten
2024
Paolo Casalis
Biografie, Roadmovie, Klimawandel
Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch,
Olandesisch, Dänisch, Spanisch, Koreanisch
Produzioni Fuorifuoco
Produzioni Fuorifuoco, /


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Der Film ist verfügbar auf


Der Hochschulwissenschaftler Gianluca Grimalda ist der erste Arbeitnehmer, der für seine Entscheidung gefeuert wurde, zugunsten des Umweltschutzes nicht zu fliegen.
Er übte zivilen Ungehorsam, um fünf Tonnen CO2 einzusparen und auf die Gründe des Klimawandels aufmerksam zu machen.
Hat es sich gelohnt?


Filmkritiken

From Mark Benecke
Gianluca Grimalda (Film, 2025)
Von Mark Benecke


Kennt ihr diesen Mann? Vermutlich schon: Es ist der Klima-Forscher, der in Deutschland gefeuert wurde, weil er seine Reise nicht mit dem Flugzeug durchführte, sondern für ein Zehntel des Kohlenstoff-Dioxides mit Schiff, Bus und Zug.
Er verlor bei der monatelangen Arbeits-Reise nicht nur seine berufliche Stelle (obwohl er "auf Tour" ganz normal weiter arbeitete), sondern auch seine Lebens-Beziehung und sein gesamtes Geld. Sein Vater macht sich derweil Sorgen und hofft vor allem, seinen Sohn zu Weihnachten wieder zu sehen. Forscher-Kollege Gianluca Grimalda hat während der gesamten Zeit gefilmt, auch in den entlegensten Ecken der Welt und unter fürchterlichen Anstrengungen (ich kann das echt nachvollziehen, die angeblich "romantischen" Orte der Welt sind meist die anstrengensten).
Paolo Casalis hat ein tolles Road Movie aus den hunderten Stunden Film-Material geschnitten Schaut euch an, wie Reisen und Forschen auch anders geht.
Auf deutsch heißt der Film "Der Wissenschaftler" und kommt am 25. Februar 2025 in die Kinos und ins Netz, auf englisch heißt er "The Researcher", auf italienisch "Il Ricercatore".



From Taz.de
Ein Klimaforscher unterwegs
Von Beate Willms


Es ist schon verrückt, wie der Preis für Klimagase festgelegt wird: An der Börse wurden Emissionszertifikate für 1 Tonne CO2 Anfang Juni mit rund 75 Euro gehandelt. Die Wohlfahrtsverluste, die der Ausstoß derselben Menge für die aktuelle und kommende Generationen bedeutet, beziffert das Umweltbundesamt derzeit auf 809 Euro. Noch verrückter wird es, wenn jemand versucht, die Rechnung umzudrehen.
Der italienische Sozial- und Klimawissenschaftler Gianluca Grimalda sparte im vergangenen Jahr 5 Tonnen CO2 ein, weil er eine Forschungsreise nach Papua Neuguinea statt mit dem Flugzeug mit Bahnen, Bussen, Mitfahrgelegenheiten per Lkw, Schiffen und Taxis bewältigte. Aber statt dafür kompensiert zu werden, zahlte er drauf – und zwar mit viel Zeit, die Reise dauerte 35 Tage hin und doppelt so lange zurück, mit familiärem Stress, dem Verlust der Freundin.
Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel, für das er den Feldversuch in Ozeanien durchführte, zwang ihn nach dessen Ende, sich zu entscheiden – entweder er fliege zurück oder könne sich als gekündigt betrachten. Grimalda blieb seinen Prinzipien treu, das Institut machte seine Drohung wahr, zuletzt bestätigte ein Gericht, dass die Kündigung rechtmäßig sei.
Die Geschichte ging um die Welt, während Grimalda noch unterwegs war, die New York Times berichtete, der Guardian, der Forscher gab teils elf, zwölf Interviews am Tag, die taz veröffentlichte Protokolle der Rückreise, in den sozialen Medien überschlug man sich – nicht immer pro Grimalda.
Viel Bildmaterial von Smartphone des Forschers
Jetzt gibt es das Ganze in einem Dokumentarfilm, den es sich anzuschauen lohnt – auch wenn man meint, alle Artikel bereits gelesen zu haben. Regisseur Paolo Casalis spricht von einem „Road movie über Reisen, Abenteuer, individuelle moralische Prinzipien und universelle Fragen“ – und von einem „Element des Wahnsinns“, wobei weniger Grimalda verrückt sei als sein Arbeitgeber und die Gesellschaft.
Weite Teile von „Der Wissenschaftler“ stammen aus dem Smartphone des Forschers selbst. Casalis mischte Bilder dazwischen von klimaaktivistischen Aktionen. Social-Posts, dass nicht jeder so viel Urlaub habe wie der Forscher, dass er CO2 sparen würde, da man ihn unterwegs sowieso einsperren werde. Ein paar Grafiken, Landkarten, um die Strecke nachvollziehen zu können.
Im Kopf aber bleiben die Bilder von Papua Neuguinea, untergegangenen Häusern, trügerischer Ruhe, üppiger Natur und umständlichen Fahrten von einem Dorf zum anderen, hoch engagierten lokalen Mitarbeitenden. Noch mehr aber die Bilder von unterwegs: lange Fahrten mit Nacht- und anderen Zügen, oft voll und laut, die Schlafmaske immer dabei, Grenzübergänge mit und ohne Soldaten, schwere Waffen, leichtes Geplänkel, Lkw- und Taxifahrten, Fahrten mit Fähren und anderen Schiffen, die am frühen Morgen leere Akropolis in Athen, volle Straßen in Ankara, Märkte mit lebenden und sterbenden Tieren in Kalkutta. Die Windschutzscheiben der Fahrzeuge haben immer mehr Sprünge, je weiter es ostwärts geht. „Ich fühle mich nicht mehr wichtig, nicht mehr wie ein V.I.P.“, sagt Grimalda in die Selfiekamera. „Wie fühlt es sich an, dass die Welt Ende des Jahrhunderts 2,4 Grad wärmer sein wird“, fragt er ein mitfahrendes Paar. Die Klimaanlage laufe schon im März statt Ende April, sagt die Frau, das Wetter sei nicht mehr vorhersehbar, „ich habe keine Antwort“. Mit einem anderen Taxigast sinniert der Forscher, ob Vorwürfe auf Social Media korrekt seien, dass er eben zu Hause bleiben solle, wenn es ihm ums Klima gehe. „Am wenigsten Emissionen hätte ich, wenn ich mich umbringe“, meint Grimalda. Der Mitfahrer grinst: „Aber sofort. Und ohne Krematorium.“
71 Minuten dauert der Film. Die Frage „War es den Preis wert?“ muss je­de:r selbst beantworten. Zu Ende ist die Geschichte nicht. Grimalda ist gegen das Gerichtsurteil zu seiner Kündigung in Berufung gegangen.



From film-rezensionen.de
Der Wissenschaftler
Von Rouven Linnarz


Selbst wenn es Stimmen gibt, die dies anzweifeln, ist der Klimawandel nicht mehr länger eine Theorie aus einem Lehrbuch, sondern eine Tatsache in unserem Alltag geworden. Ende Februar 2025 schauen wir zurück auf einen Winter, der abermals ungewohnt warm war, was natürlich Auswirkungen auf unsere Umwelt haben wird, angefangen bei höheren Temperaturen bis hin zum Aussterben bestimmter Tier- und Pflanzenarten. Die Idee, dass es noch einen Weg zurück gibt, wird mehr und mehr zu einer Illusion, weshalb es ungemein wichtig geworden ist, zu handeln und sein Leben zu verändern, was leider noch immer nicht in der Vorstellung vieler Menschen angekommen ist. Dass das Thema Klimawandel und -schutz im Wahlkampf nur eine untergeordnete Rolle spielt, spricht dabei für sich. Vor diesem Hintergrund ist der Fall des italienischen Forschers Gianluca Grimalda sehr interessant, da seine Weigerung, mit dem Flugzeug seine Forschungsreisen zu bestreiten zu seiner Kündigung beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel führte, was eine Welle der Empörung nach sich zog. Eine Petition für eine Weiterbeschäftigung blieb erfolglos und zunächst auch seine Klage vor dem Kieler Arbeitsgericht.

Die Dokumentation Der Wissenschaftler begleitet Grimalda, damals noch in Kiel beschäftigt, auf einer Forschungsreise nach Papua-Neuginea. Das Ziel seiner Reise war es aufzuzeigen, wie sie Bevölkerung dort sich an den Klimawandel angepasst hat und diese zugleich über diese Prozess aufzuklären, da viele der Inselbewohner nicht wissen, warum sie beispielsweise vieler ihrer Dörfer weiter ins Landesinnere umsiedeln mussten und der Meeresspiegel jedes Jahr weiter steigt. Aus Prinzip entschloss sich Grimalda, seine Reise nicht mit dem Flugzeug zu machen, sondern stattdessen auf Bus, Bahn und die Fähre zu setzen, was natürlich sehr viel länger dauert, dafür aber wesentlich weniger Emissionen verursacht. Regisseur Paolo Casalis, der den Wissenschaftler begleitet, zeigt dabei nicht nur die Arbeit des Italieners, denn in der zweiten Hälfte der Dokumentation geht es auch um die Folgen seiner Kündigung, die mit Grimaldas Entschluss, auf „slow travel“ zu setzen direkt in Verbindung stehen. Der Wissenschaftler ist dabei einerseits ein Porträt eines Forschers, der sich entschieden hat, nach seinem Gewissen zu handeln, andererseits aber auch ein Film darüber, was verloren geht, wenn wir uns nicht dazu durchringen können, einen Prozess zu verlangsamen, der schon nicht mehr aufzuhalten ist.

Das richtige Narrativ finden
Als Grimalda von einem Reporter zu den Aktionen von Gruppierungen wie der „Letzten Generation“ gefragt wird, erklärt er, dass man vielleicht noch nicht „das richtige Narrativ“ gefunden habe, um deutlich zu machen, warum Klimawandel ein Prozess ist, der alle etwas angeht und bei dem alle ihren Beitrag zu leisten können. Im Prinzip ist Der Wissenschaftler ein Beitrag dazu, eben dieses Narrativ zu finden, da durch die Erläuterungen des Forschers und besonders durch die Bilder der Dokumentation dieser Prozess nicht mehr länger eine abstrakte Größe ist. Den Großteil der 71 Minuten Laufzeit begleiten wir als Zuschauer Grimalda auf seiner teils sehr beschwerlichen Reise nach Papua-Neuguinea und später wieder zurück. Was jedoch bleibt sind die Bilder dieser Reisen, die Begegnungen mit Menschen einer anderen Kultur oder die Eindrücke eine Tempelanlage, die Grimalda besichtigt, während er abermals auf ein Visum oder eine wichtige Genehmigung warten muss.

Eigentlich braucht man den Kommentar des Forschers nicht, der daran erinnert, dass all diese Eindrücke vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr möglich sein werden, wenn Reisen zu einer Seltenheit oder aufgrund des Klimawandels ganz unmöglich geworden ist. Natürlich kann man die „Schönheit der Langsamkeit“, wie es Grimalda poetisch beschreibt, bewundern, doch es bleibt der Eindruck einer Welt, die beim Thema Klimawandel festgefahren ist, wenn auf der einen Seite der Welt ein Dorf verschwindet und in einem anderen Land mehr und mehr Emissionen verursacht werden. Der Wissenschaftler verdeutlicht einmal mehr, dass Klimawandel nicht nur eine Tatsache geworden ist, sondern auch die weltweite Ungleichheit verstärken wird.



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Unten: Gianluca Grimalda spricht über seine Teilnahme am Film





  • THE RESEARCHER is the second chapter of The Apocalypse Trilogy: The Preacher, The Researcher, The Survivors
  • The author would like to thank Gianluca Grimalda
    - for his enthusiastic participation in the project
    - for the commitment with which he learned, from scratch, how to make video footage and content, equipping himself with tools and technical knowledge
    - for the trust and total openness to his own most personal and intimate dimension
    - for the perseverance and involvement he put in making hundreds of hours of footage
    Without the work, passion and dedication of Gianluca Grimalda, this film simply would not have been possible



    Streaming/Download:
    In between Jan and Feb 2025, the film will also be on
  • Film Dossier - PDF
    PRESS KIT
    Press Folder / Press Office
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"Married you have a sorrow, to never feel any sweetness that is not everyone's".

- David Maria Turoldo

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